Selbstannahme lernen

Der erste Schritt zu mehr Selbstwert und innerer Freiheit.

Zwischen Selbstkritik und dem Wunsch, gut genug zu sein

Viele Menschen erleben im Alltag Momente, in denen sie mit sich selbst hart ins Gericht gehen. Gedanken wie: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich müsste mehr schaffen“, „Ich darf keine Fehler machen“ – sie schwirren durch den Kopf und prägen das Selbstbild, oft ganz unbewusst.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein kann, freundlich mit sich selbst zu sein. Aber auch, wie befreiend es sich anfühlt, wenn erste Schritte in diese Richtung gelingen.

Selbstannahme ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, um inneren Frieden zu finden und den eigenen Selbstwert zu stärken. Doch was bedeutet sie eigentlich – und warum fällt sie vielen Menschen so schwer?

Was Selbstannahme wirklich bedeutet

Selbstannahme heißt, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist – mit all seinen Stärken und Schwächen, Erfolgen und Fehlern, Licht- und Schattenseiten. Es geht nicht darum, alles an sich toll zu finden oder zu verherrlichen, sondern darum, ehrlich und liebevoll mit sich umzugehen.
Selbstannahme ist die bewusste Entscheidung, sich selbst zu erlauben, Mensch zu sein – mit all den Unvollkommenheiten, die dazugehören.

Das heißt auch, für sich selbst einzustehen, ohne sich dabei ständig hart zu kritisieren. Wer sich selbst annehmen kann, weiß, dass Wachstum möglich ist – aber nicht durch Selbstvorwürfe, sondern durch liebevolles Verständnis und klare Einsicht.

Warum vielen Menschen Selbstannahme so schwerfällt

Oft haben wir gelernt, uns über Leistung, Anerkennung oder das Urteil anderer zu definieren. Fehler oder Schwächen werden als persönliches Versagen erlebt, statt als natürlicher Teil des Menschseins. Perfektionismus und hohe innere Ansprüche sorgen dafür, dass wir selten wirklich mit uns zufrieden sind.

Hinzu kommen gesellschaftliche Ideale, soziale Medien und der ständige Vergleich mit anderen. Sie verstärken den inneren Druck, einem bestimmten Bild entsprechen zu müssen – erfolgreich, ausgeglichen, selbstsicher. Das führt dazu, dass viele Menschen in einem dauernden Konflikt mit sich selbst leben und sich nicht wirklich annehmen können. Sie geben sich wenig bis gar keinen Raum für Mitgefühl mit sich selbst – und erleben die eigene innere Stimme oft als hart, kritisch oder abwertend.

Der innere Kritiker – und was er mit Selbstannahme zu tun hat

Fast jeder kennt ihn: den inneren Kritiker. Diese Stimme im Kopf, die sofort laut wird, wenn etwas nicht klappt oder ein Fehler passiert. Sie sagt Sätze wie: „Das hättest du besser wissen müssen“, „Du bist einfach zu empfindlich“ oder „Die anderen schaffen das doch auch.“

Obwohl der innere Kritiker oft sehr streng klingt, meint er es in gewisser Weise gut mit uns – er will uns motivieren, vor Fehlern schützen oder Ablehnung verhindern. Doch gerade durch seine Härte erschwert er uns das, was wir eigentlich brauchen: eine liebevolle und stabile Beziehung zu uns selbst.

Selbstannahme bedeutet nicht, den inneren Kritiker komplett zum Schweigen zu bringen. Es geht vielmehr darum, ihn zu erkennen, zu verstehen und Schritt für Schritt durch freundlichere und unterstützende Gedanken zu ersetzen.

Selbstannahme ist kein Ziel, sondern ein Weg

Selbstannahme ist kein Zustand, den man über Nacht erreicht – sie ist ein Prozess. Ein Weg, der Geduld braucht, kontinuierliche Übung und immer wieder die bewusste Entscheidung, freundlich mit sich selbst umzugehen. An manchen Tagen fällt das leichter, an anderen schwerer. 

Doch genau darum ist es so wichtig zu verstehen: Selbstannahme bedeutet nicht, sich aufzugeben oder nicht mehr an sich zu arbeiten. Im Gegenteil – es heißt, sich gerade in den schwierigen Momenten mit Respekt und Fürsorge zu begegnen, anstatt sich selbst abzuwerten oder zu verurteilen.

Wie Selbstannahme im Alltag geübt werden kann

Hier ein paar Impulse, die du nach und nach in deinen Alltag integrieren kannst:

  • Achte bewusst darauf, wie du mit dir selbst sprichst. Welche Worte wählst du, wenn du einen Fehler machst? Würdest du so mit einem guten Freund sprechen?
  • Akzeptiere deine Gefühle – auch die unangenehmen. Scham, Traurigkeit oder Wut sind keine Schwächen. Sie gehören zu dir und weisen dich auf Bedürfnisse hin, die gerade nicht erfüllt sind.
  • Formuliere Erwartungen an dich selbst realistischer. Du musst nicht perfekt sein. Du darfst Pausen brauchen, unsicher sein und scheitern – so wie jeder andere Mensch auch.
  • Vergleiche dich weniger mit anderen. Vergleiche rauben dir Energie und lassen dich deine eigenen Stärken oft übersehen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, seine Geschichte und seine Herausforderungen – sichtbar oder unsichtbar.
  • Praktiziere kleine Selbstfürsorge-Rituale. Atme bewusst, mache eine Pause, nimm dich ernst – auch in kleinen Momenten.
  • Hole dir Unterstützung. Psychologische Beratung kann helfen, alte Muster zu erkennen, innere Glaubenssätze zu hinterfragen und neue Wege im Umgang mit dir selbst zu finden.

Warum Selbstannahme die Grundlage für Selbstwert ist

Ohne Selbstannahme bleibt der Selbstwert oft instabil – weil er an äußere Bedingungen geknüpft ist: Leistung, Lob, Erfolg oder Anerkennung. Wer sich selbst nur dann wertvoll fühlt, wenn alles gelingt, lebt in ständiger Unsicherheit.

Selbstannahme schafft eine stabile innere Basis. Sie ermöglicht, mit sich selbst verbunden zu bleiben – auch wenn es schwierig wird. Und genau diese Verbindung ist die Grundlage für echten, nachhaltigen Selbstwert. Nicht, weil alles perfekt läuft, sondern weil man sich selbst nicht mehr verlassen muss, wenn es mal nicht so läuft.

Ein liebevoller Blick auf dich selbst kann alles verändern

Wenn dich diese Gedanken berühren, kann das ein wertvoller Moment sein, um innezuhalten und hinzuspüren, wie du eigentlich mit dir selbst umgehst. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, dir selbst mehr Verständnis und Freundlichkeit zu schenken – ganz ohne Bedingungen. 

Du darfst dir die Fürsorge geben, die du anderen längst selbstverständlich schenkst. Du musst nicht perfekt sein, um liebenswert zu sein.

In meiner psychologischen Beratung unterstütze ich dich gerne dabei, neue Wege zu finden und wieder eine liebevolle Verbindung zu dir selbst aufzubauen. Melde dich einfach – gemeinsam entdecken wir neue Wege, um liebevoller mit dir selbst umzugehen.

Im nächsten Blogbeitrag geht es darum, wie Perfektionismus unseren Selbstwert untergräbt – und vor allem, wie du lernen kannst, ihn loszulassen. Du erfährst, warum wir oft so hart zu uns selbst sind, wo diese hohen Ansprüche herkommen und welche ersten Schritte dich zu mehr Freiheit und Selbstakzeptanz führen können.

In diesem Sinne: Sei gut mit dir – das verändert alles. 

Ganz liebe Grüße,

Mirja

Psychologische Beraterin für Selbstannahme, Selbstwert und den Umgang mit Perfektionismus

Hinweis: Es wurden keine direkten Internetquellen verwendet. Die Inhalte dieses Artikels basieren auf meiner praktischen Erfahrung in der psychologischen Beratung sowie auf fundierten psychologischen Konzepten aus Fachliteratur. Inspiriert haben mich die Bücher von:

  • Carl Rogers: Die klientenzentrierte Gesprächsführung (Humanistische Psychologie)
  • Kristin Neff: Selbstmitgefühl – Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden
  • Paul Gilbert: Mitgefühl – Wie wir lernen uns selbst und anderen zu helfen
  • Jeffrey Young: Schematherapie – Ein praxisorientiertes Handbuch
  • Nathaniel Branden: Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls
  • Susan Harter: Forschung zum Selbstkonzept und Selbstwert bei Kindern und Erwachsenen